Tierärztliche Praxis für Pferde Oliver Tinschmann
Tierärztliche Praxis für Pferde          Oliver Tinschmann

Kolik bei Pferden

"Kolik" ist ein Wort, das jeder Pferdebesitzer fürchtet. Unglücklicherweise leiden fast alle Pferde wenigstens einmal in ihrem Leben an einer Kolik. Für Sie als Pferdebesitzer ist es deshalb sehr wichtig zu wissen, wie Sie eine Kolik erkennen können und was Sie dann tun sollten. Obwohl die Mehrzahl der Kolikfälle mit minimaler Hilfe wieder gesund werden, kann tierärztliche Betreuung zum richtigen Moment den Unterschied zwischen Leben und Tod für Ihr Pferd bedeuten.

Was ist eigentlich eine Kolik?

"Kolik" ist keine Krankheit an sich, sondern ein Sammelbegriff für alle Symptome, die auf Bauchschmerzen hinweisen.

Wie erkenne ich, ob mein Pferd eine Kolik hat?

Anzeichen einer leichten Kolik:
das Pferd scharrt und stampft mit den Vorderhufen auf, blickt sich nach seinem Bauch um, tritt und beißt nach seinen eigenen Bauch, streckt sich, als ob es Urin lassen müsste, ist unruhig und legt sich oft hin und steht wieder auf, Diese Symptome verschlimmern sich, je weiter die Kolik fortschreitet.

Anzeichen einer schweren Kolik
das Pferd schwitzt, wälzt sich auf dem Boden, sitzt in Hundestellung, legt sich auf den Rücken, kann nicht mehr aufstehen, atmet sehr schnell (eventuell mit weit geblähten Nüstern, normal sind 8-20 Atemzüge pro Minute), hat einen erhöhten Puls (mehr als 52 Schläge pro Minute), sein Zahnfleisch und seine Augen sind gerötet.

Es gibt viele mögliche Faktoren, die eine Kolik auslösen können und es ist oft unmöglich, die exakte Ursache festzustellen. Es mag überraschend sein, aber der Verdauungsapparat des Pferdes ist für die Anforderungen, die er erfüllen soll, eher schlecht geeignet, und Kolik ist deshalb ein häufiges Problem. Kolik kann zum Beispiel durch Veränderungen in der Haltung hervorgerufen werden:

  • Futterwechsel
  • ein neuer Stall oder auch nur eine andere Einstreu
  • andere Reitgewohnheiten

Bestimmte Umstände können ein Pferd anfälliger für Koliken machen, wie z.B.: Zahnprobleme, Verwurmung und Skrotalhernien bei jungen Hengsten.

 

Was kann ich tun, wenn ich glaube, dass mein Pferd eine Kolik hat?

 

Während in einigen Fällen einfache Maßnahmen des Besitzers ausreichen, um die Kolik in den Griff zu bekommen, erfordern andere tierärztliche Hilfe und eventuell sogar eine Operation. Unglücklicherweise überlebt eine geringe Anzahl der Pferde die Krankheit nicht. Der Ausgang einer Operation hängt vor allem davon ab, wie viel Zeit zwischen den ersten Anzeichen einer Kolik und dem tierärztlichen Eingreifen vergangen ist. Jede unnötige Verzögerung vermindert die Chancen auf einen erfolgreichen Ausgang der Behandlung beträchtlich. Es ist deshalb von äußerster Wichtigkeit, zu erkennen, wann tiermedizinische Hilfe unerlässlich ist.

 

Wenn Ihr Pferd Anzeichen einer leichten Kolik zeigt, sollten Sie folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Entfernen Sie sämtliches Futter und Stroh, aber lassen Sie Ihrem Pferd die Möglichkeit zu trinken. Beobachten Sie Ihr Pferd aufmerksam. Es ist empfehlenswert alle 30 Minuten Temperatur, Puls und Atemfrequenz zu messen und die Werte auch schriftlich festzuhalten.
  • Manchmal hilft es auch, wenn Sie Ihr Pferd jede halbe Stunde für fünf Minuten langsam führen - Bewegung fördert die Darmmotorik und hilft Ihrem Pferd zu entspannen.
  • Überprüfen Sie den Stall Ihres Pferdes. Entfernen Sie alle Gegenstände, an denen sich Ihr Pferd verletzen könnte, wenn es sich wälzt. Streuen Sie die Box mit z.B. Späne gut ein.
  • Früher wurde Pferdebesitzern geraten, ein Pferd mit Kolik am Wälzen zu hindern. Handelt es sich lediglich um eine leichte Kolik und Ihr Pferd möchte sich nur zum Ausruhen hinlegen, können Sie das ruhig zulassen. Es wird dadurch keinen Schaden erleiden.
  • Falls sich die Kolik verschlimmert und Ihr Pferd anfängt, sich zu wälzen, sollten Sie unverzüglich Ihren Tierarzt rufen. In diesem Stadium können Sie Ihr Pferd noch eventuell vom Wälzen abhalten, indem Sie es fuhren. Lässt es sich nicht vom Wälzen abhalten, dann ist es für Ihr Pferd (und für Sie) in jedem Falle sicherer, wenn es sich in seiner Box wälzt und nicht auf dem Hof.
  • Geben Sie auf keinen Fall irgendwelche Medikamente (auch keine Wurmkuren) auf eigenen Faust, sondern warten Sie auf Anweisungen von Ihrem Tierarzt. Medikamente können Symptome verschleiern und die exakte Diagnose erschweren oder sogar verhindern.

Wenn Ihr Pferd Anzeichen einer schweren Kolik zeigt sollten Sie:

  • sofort Ihren Tierarzt anrufen und ihr/ihm die von Ihnen beobachteten Symptome beschreiben. Teilen Sie ihr/ihm auch die Dauer der Kolik mit.
  • Geben Sie auf keinen Fall irgendwelche Medikamente (auch keine Wurmkuren) auf eigene Faust, sondern warten Sie auf Anweisungen von Ihrem Tierarzt.
  • Setzen Sie sich keiner Gefahr aus - bleiben Sie in sicherer Entfernung, wenn sich Ihr Pferd wälzt.

Welche Maßnahmen wird mein Tierarzt ergreifen?

  • Ihr Tierarzt wird Sie nach eventuellen Ursachen der Kolik und nach den allgemeinen Haltungsbedingungen fragen. Eer wird Ihr Pferd eventuell in seiner Box beobachten wollen, da manche Pferde keine Symptome zeigen, solange sie an der Hand gehalten werden. Er wird dann allgemeine Gesundheitsparameter wie Temperatur, Puls, Atmung etc. messen. Für weiterführende Untersuchungen kann es notwendig sein, Ihrem Pferd ein Beruhigungsmittel zu verabreichen.
  • Ihr Tierarzt wird die Flanke Ihres Pferdes mit einem Stethoskop abhören, um festzustellen, ob abnormale Darmgeräusche zu hören sind. (Während dieser Untersuchung sollte es in der Umgebung von Arzt und Pferd ruhig sein!).
  • Eventuell führt Ihr Tierarzt einen Schlauch (Nasenschlundsonde) durch die Nase Ihres Pferdes ein und schiebt ihn durch die Speiseröhre bis in den Magen, um festzustellen, ob Gas, Flüssigkeit oder Futter im Magen vorhanden sind. Da Pferde sich nicht übergeben können, ist es sehr wichtig, dass eingeschlossenes Gas oder Flüssigkeit auf diesem Wege entweichen kann.
  • Ihr Tierarzt wird eine rektale Untersuchung durchführen, um Veränderungen am Darm festzustellen. Obwohl nur etwa 30-40 % des Darmes rektal zugänglich sind, gibt diese Untersuchung wertvolle Hinweise auf die mögliche Ursache der Kolik.
  • Eventuell wird Ihr Tierarzt Ihrem Pferd Blut abnehmen, um den Grad der Austrocknung festzustellen.
  • Eventuell wird Ihr Tierarzt Peritonealflüssigkeit untersuchen. Peritonealflüssigkeit ist normalerweise eine blass-gelbliche, klare Flüssigkeit, die im Bauch dafür sorgt, dass Eingeweide aneinander vorbeigleiten können. Ihr Tierarzt wird eine Probe dieser Flüssigkeit gewinnen, indem er eine Nadel an der Bauchunterseite einführt (Bauchpunktion). Bei manchen Pferden mit Kolik ist die Peritonealflüssigkeit verändert.

Diese Untersuchungen sind notwendig, um festzustellen, wie schwerwiegend die Erkrankung ist und welche Behandlung angebracht ist. Normalerweise können diese Untersuchungen ohne Probleme durchgeführt werden und verursachen dem Pferd keine Schmerzen.

 

Was passiert dann?

 

Anhand der Untersuchungsergebnisse wird Ihr Tierarzt entscheiden, was die beste Behandlungsmethode für Ihr Pferd ist. Entweder wird Ihr Tierarzt Ihrem Pferd Medikamente verabreichen oder Ihnen raten, Ihr Pferd in eine Klinik zu bringen. Wenn es sich um eine leichte Kolik handelt und Ihr Tierarzt sich für eine medikamentöse Behandlung entscheidet, sollten Sie nach Verabreichung der Medikamente regelmäßig nach Ihrem Pferd schauen, um sicher zu gehen, dass die Kolik zurückgeht bzw. vollständig aufhört. Ihr Pferd sollte sich nach einer Stunde bereits so wohl fühlen, dass es wieder Interesse an Futter zeigt. Sollte es weiterhin Koliksymptome zeigen, rufen Sie erneut Ihren Tierarzt.

Sollte Ihr Tierarzt eine Operation für notwendig halten, muss Ihr Pferd in eine Tierklinik gebracht werden, die allerdings weit entfernt sein kann. Es kann nötig sein, Ihrem Pferd für den Transport Schmerz- oder Beruhigungsmittel zu verabreichen.

 

Was kann ich tun, um eine Kolik zu verhindern?

 

Man muss sich bewusst machen, dass Pferde aufgrund der Anatomie Ihrer Eingeweide und der Funktionsweise ihres Magen-Darm-Traktes von vornherein anfällig für Koliken sind. Obwohl manche Koliken einfach nicht verhindert werden können, gibt es einige Maßnahmen, die das Risiko verringern, dass Ihr Pferd an einer Kolik erkrankt. Folgende Dinge sollten Sie beachten:

Futter und Wasser

  • Sorgen Sie dafür, dass Ihrem Pferd ständig frisches Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht.
  • Futterumstellungen sollten langsam über zwei Wochen hinweg vorgenommen werden.
  • Die tägliche Futterration eines Pferdes sollte auf mehrere Mahlzeiten aufgeteilt werden um eine Überladung des Magen-Darm-Traktes zu verhindern. Allgemein gilt, dass Pferde häufiger am Tag kleinere Portionen erhalten sollten.
  • Wenn Ihr Pferd auf sandigem Boden steht, sollten Sie es nicht vom Boden fressen lassen. Unabsichtlich mitgefressener Sand kann Kolik verursachen.
  • Verhindern Sie unbedingt, dass Ihr Pferd nicht uneingeweichte Rübenschnitzel frisst.

Allgemeine Gesundheitsvorsorge

  • Die Zähne Ihres Pferdes sollten regelmäßig untersucht werden.
  • Ihr Pferd sollte regelmäßig entwurmt werden. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt einen Plan aufstellen.
  • Verabreichen Sie Ihrem Pferd Medikamente oder andere Mittel nur dann, wenn Sie diese mit Ihrem Tierarzt abgesprochen haben. Stall, Auslauf und Koppelgang
  • Plötzliche Änderungen in der Haltung sind häufig Auslöser einer Kolik- versuchen Sie deshalb die übliche Routine beizubehalten.
  • Sammeln Sie regelmäßig die Pferdeäpfel von Ihren Ausläufen und Weiden ab (dadurch wird auch das Risiko einer Wurminfektion verringert).
  • Entfernen sie Unkraut, heruntergefallene Äste, Fallobst und anderen Abfall von Ihren Weiden und Ausläufen.
  • Lassen Sie Ihr Pferd nicht zu lange auf derselben Weide (besonders wichtig bei sandigen Böden!). Je kürzer das Gras, umso mehr Erde oder Sand nimmt Ihr Pferd beim Fressen auf.
  • Beobachten Sie, ob Ihr Pferd Einstreu frisst, vor allem, wenn es eine Zeitlang Boxenruhe hat. Eventuell müssen Sie von Stroheinstreu auf andere Alternativen wie Sägespäne oder Papierschnitzel umsteigen. Bewegung
  • Bewegen Sie Ihr Pferd so regelmäßig wie möglich. Änderungen in der Intensität der Arbeit, die Ihr Pferd verrichten muss, sollten allmählich über zwei Wochen hinweg erfolgen.
  • Versuchen Sie Ihrem Pferd täglich den gleichen Tagesablauf zu bieten und vermeiden Sie plötzliche Veränderungen, vor allem wenn Ihr Pferd vorübergehend in einem fremden Stall steht.

Reduzieren Sie für Ihr Pferd stressige Situationen auf ein Minimum. Vermeiden Sie lange Hängerfahrten, gehen Sie nicht auf zu viele Turniere in einer Saison und bieten Sie Ihrem Pferd ausreichend Platz und Auslauf.

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